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KUL-Preis für Philosophie geht an Anna Lumerding

Die Katholische Privat-Universität Linz (KUL) vergibt jedes Jahr Preise für herausragende vorwissenschaftliche Arbeiten in den Themengebieten Religion, Philosophie und Kunst.

In diesem Jahr wurde Anna Lumerding (8a-Klasse) der KUL-Preis im Themengebiet Philosophie für ihre Arbeit "Die ethische Bewertung von Tier- und Menschenversuchen für medizinische Forschungszwecke" zuerkannt. Betreuer der Arbeit war Prof. Mag. Paulus Manlik.

Anna Lumerding gibt am Beginn ihrer Arbeit einen Überblick über die rechtlichen Bestimmungen zu Tierversuchen in Österreich und erläutert die gängige Forschungspraxis.

In einem historischen Exkurs macht sie deutlich, dass unter entsprechenden politischen Rahmenbedingungen - wie etwa in der NS-Zeit - der Weg vom Tier- zum Menschenversuch nicht weit ist.

In der modernen medizinischen Forschung unterliegen Medikamentenerprobungen zwar strengen Kriterien, die allerdings nicht verhindern können, dass auch Fehlentwicklungen mit schweren gesundheitlichen Schädigungen oder Todesfolgen möglich sind.

Im Hauptteil ihrer VWA setzt sich Anna Lumerding mit den sehr kontrovers diskutierten Thesen des australischen Bioethikers Peter Singer auseinander. Peter Singer wendet sich in seiner Speziezismus-Kritik gegen die vorherrschende Meinung, menschliches Leben sei zwangsläufig höher zu stellen als tierisches Leben. Dass das Leben eines nichtmenschlichen Primaten höher zu stellen sei als das Leben eines neugeborenen Kindes, ist für viele "Lebensschützer" eine unerträgliche These. 

Anna Lumerding gelingt es in ihrer Arbeit sehr gut darzustellen, dass Singers Ansätze natürlich sehr kritisch hinterfragt werden müssen, dass Singers Arbeit aber auch im Kontext seiner politischen, ökologischen und sozialen Einstellung zu beurteilen ist.

Am Ende steht nicht die Frage, ob menschliches oder tierisches Leben höher steht. Mit einem Zitat von Jeremy Bentham, einem Begründer des Utilitarismus, bringt Anna Lumerding die Frage auf den Punkt:

 

„Was ist es sonst, das die unüberwindbare Linie bestimmen soll? Ist es die Fähigkeit zu denken oder etwa zu sprechen? Aber ein ausgewachsenes Pferd oder ein Hund ist ein unvergleichlich vernünftigeres und auch gesprächigeres Wesen als ein Säugling von einem Tag, einer Woche oder gar einem Monat. Aber angenommen, es wäre nicht so, was würde es nützen? Die Frage ist nicht: ‚Können sie denken?‘ Auch nicht: ‚Können sie sprechen?‘ Sondern: ‚Können sie leiden?‘“ 

 

Die Schulgemeinschaft gratuliert Anna Lumerding sehr herzlich zu ihrer hervorragenden VWA. Im Rahmen einer Feierstunde wurde ihr die Auszeichnung am 1. Juli an der Katholischen Privatuniversität überreicht.

Bericht KUL-Preisverleihung


Erstellt am 06.06.2017 von p.manlik.