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Kellertheater im gYm - Trio Grawal mit „Mord auf der Bühne“
Mittwoch, 13. November 2019 um 20:00 Uhr
CLOWNTHEATER TRIO GRAWAL
Diesmal verstricken sich Frau Hilde, Herr Hugo und Herr Erwin in einen Kriminalfall, den sie „professionell“, clownesk und saxophonisiert klären (wollen).
Trio Grawal: Gabriela Reisinger, Richard Huala, Pepi Lummerstorfer
Regie: Hubertus Zorell
Wir freuen uns auf Ihre Reservierungen unter theater@brgrohrbach.at
Der Tod an und für sich ist ja schon eigentlich eine ernste Sache. Noch dazu, wenn es kein natürlicher ist, sondern ein gegen den Willen des Verstorbenen mutwillig und zumeist auch bösartig herbeigeführter. Das heißt, der Tod selbst ist natürlich ein natürlicher, weil schließlich passiert das jedem von uns einmal, weil das halt so in der Natur des Lebens liegt.
Drum ist der Tod schon was ganz Natürliches, aber sein Zustandekommen halt nicht immer. Bei einem Unfall beispielsweise, sagen wir mal vielleicht beim Drachen steigen lassen bei Gewitter oder durch den Genuss eines Pilzgerichtes zum Vatertag, welches ohne Arg von den eigenen Kindern in bester Absicht und mit viel Liebe selbst zubereitet wurde: Das ist dann schon mehr tragisch, vielleicht auch ein bisserl blöd oder einfach Pech, aber jedenfalls nicht unbedingt natürlich. In jedem Falle aber ist es eine ernste Sache, eine sehr ernste. Oder gar Mord: Noch viel ernster, todernst sozusagen. Da macht man sich auch nicht darüber lustig, das gehört sich einfach nicht.
Wenn jetzt aber drei Clowns, namentlich, Frau Hilde (Gabriela Reisinger), Herr Hugo (Richard Huala) und Herr Erwin (Pepi Lummerstorfer), allesamt allein schon von Berufs wegen als hochgradig unernst geltend, sich quasi als SOKO Grawal daran machen einen Mord aufzuklären, dann möchte man doch glauben, dass dann vor lauter clownesker Narretei endgültig Schluss mit lustig sein müsste. Professionelle Seriosität und Pietät scheinen hier schon eher gefragt zu sein. Oder etwa nicht?
Hören, respektive lesen Sie, was dazu der große Clown und Regisseur des Stücks Hubertus
Zorell zu sagen hat:
Dass ernste Dinge ernst zu nehmen wären und unernste nicht, ist ein tiefsitzendes naives
Missverständnis der Menschheit, und die Arbeit von Clowns wird meist automatisch den unernsten
Dingen zugerechnet und also nicht ernst genommen.
Das ist weiter nicht schlimm, damit kann man leben.
In Wahrheit befasst sich die Clownerie aber auch und gerade mit den ernsten Seiten des menschlichen
Lebens, wenngleich aus unernster Perspektive und mit unernsten Mitteln. Sie beleuchtet den
Menschen als lächerliches Wesen; und zwar nicht nur andere Menschen, sondern Jeden und Jede. Vor
allem: jedes Ich. Die Faustregel, der man dabei im Großen und Ganzen vertrauen darf, lautet: je
ernster sich jemand nimmt, desto lächerlicher ist er oder sie.
Und zweifellos begünstigt der Geist unserer Epoche - trotz aller Rede von der Spaßgesellschaft - die
Ernsthaftigkeit. Ihr Druck lastet schwer auf uns und unseren Zeitgenossen. Heutzutage muss und will
man sich ernst nehmen und ernst genommen werden. Insofern kann man nicht darüber klagen, dass
es zu wenig Lächerlichkeit in der Welt gäbe. Aber in dieser Entwicklung steckt andererseits eine fatale
Bedrohung. Doktrinäre, Ideologen und Fundamentalisten sind Avantgardisten und Meister des Sich-
ernst-nehmens. Sie lachen nicht über sich. Sie kennen – wenn überhaupt – nur das Lachen über
Andere. Das aggressive Lachen. Die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, bedeutet nämlich auch: sich
relativieren zu können. Sie bedeutet: menschlich zu sein. Der Verlust dieses reflexiven Lachens ist ein
Verlust an Menschlichkeit. … Wir (Clowns) sind in all unserer Lächerlichkeit überzeugt, (eben genau)
damit einen Beitrag zur Rettung der Menschheit zu leisten.
Es ist nämlich so: wer über Clowns lacht, lacht gleichzeitig auch über sich.
Von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugen Sie sich – ganz im Ernst – einfach selbst.